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Monitor Nr. 613 vom 21.10.2010

Die Lüge vom teuren Ökostrom

Warum die Stromrechnung wirklich so hoch ist

 

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Bericht: Markus Schmidt, Michael Houben

Sonia Seymour Mikich: "Es ist nicht zu fassen: einerseits hieß es in Meldungen gestern, dass die Stromriesen im ersten Halbjahr wieder mal Rekordgewinne gemacht haben! Andererseits vergeht für uns Verbraucher kein Jahr ohne dicke Nachzahlung, ohne Erhöhungen. Jetzt aber häufen sich auch noch Grusel-Prognosen, dass Ökostrom alles noch teurer machen wird. Doch dieser Alarm, so Markus Schmidt und Michael Houben, der ist einfach falsch."

Dr. Manuel Frondel Rechte: Bild vergrößern

Dr. Manuel Frondel

In den letzten zwei Jahren hat sich die Zahl der Solaranlagen verdoppelt. Eine Erfolgsgeschichte? Jetzt schocken solche Schlagzeilen. "Solarausbau macht Strom drastisch teurer." "Er treibt den Strompreis an." In den Artikeln immer wieder zitiert, das Essener Wirtschaftsforschungsinstitut RWI. Dessen Rechnung: Subventionen von 64 Milliarden Euro müssen die Stromkunden für die bereits installierten Solardächer zahlen. Das ist der Autor der Studie, Professor Frondel. Für ihn ist diese Förderung rausgeschmissenes Geld.

Dr. Manuel Frondel, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI): "Ja, Kernbotschaft unseres Artikels ist, dass der Ausbau der Photovoltaik und die enorme Förderung von Solarstrom in Deutschland sehr hohe Kosten verursacht, wenig Strom produziert und keine Klimaschutzwirkung hat."

Wir sind beim Solarförderverein Deutschland e.V. in Aachen. Seit 25 Jahren kämpfen seine Mitglieder für mehr Solarenergie. Sie hatten schon Solaranlagen errichtet, als es noch keine gesetzliche Einspeisevergütung gab. Den Gegenwind für Solar kennen sie hier.

Alfons Schulte Rechte: WDR Bild vergrößern

Alfons Schulte

Alfons Schulte, Solarenergieförderverein Deutschland e.V.: "Das System hat Methode. Da werden Kampagnen geschaltet in den Medien, immer kurz bevor politische Entscheidungen anstehen, die mit dem Ausbau oder dem Bremsen der erneuerbaren Energien zu tun haben. Mit dem Bremsen natürlich in diesem Fall." E

ine Kampagne im Sinne der Stromkonzerne? Das sind die Fakten. So ein Solardach wirft im Schnitt 3 bis 5 Prozent Rendite ab. Laut Gesetz müssen die Stromversorger Hausbesitzern wie Stefan Senster ihren Solarstrom abkaufen und für jede Kilowattstunde mindestens 33 Cent zahlen. Im Vergleich zu Atom und Kohle ein erheblicher Aufpreis, der sich zu Milliarden summiert. Und diese Kosten legen die Stromversorger auf die Kunden um. So viel Geld, für das bisschen Solarstrom?

Stefan Senster Rechte: WDR Bild vergrößern

Stefan Senster

Stefan Senster, Solarenergieförderverein Deutschland e.V.: "Ja, was heißt ein bisschen Strom. Es ist ja mittlerweile eine Riesenkonkurrenz für die Konzerne. Und es wird ja auch immer mehr."

Zum Beispiel genau heute, vor vier Wochen. Ein sonniger Werktag mit mäßigem Wind und normalem Stromverbrauch. Früher als es noch keinen Ökostrom gab, war das ein garantiertes Geschäft für die Stromriesen. Grün die Menge Ökostrom, die an diesem Tag eingespeist wurde. Für die Kraftwerke der Konzerne bleibt die rot dargestellte Menge. Und der größte Teil des Ökostroms kommt bei schönem Wetter tagsüber jetzt schon von der Sonne. Solar brachte an diesem Tag um die Mittagszeit so viel Strom wie acht Kernkraftwerke.

Prof. Claudia Kemfert Rechte: WDR Bild vergrößern

Prof. Claudia Kemfert

Prof. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: "Ökostrom ist so erfolgreich, dass er in der Tat den vier großen Energiekonzernen wehtut. Denn kleinere und mittelständische Anbieter sind in erster Linie diejenigen, die Ökostrom produzieren. Es senkt den Börsenpreis und stärkt damit auch den Wettbewerb. Und insofern haben die großen vier Energiekonzerne weniger Möglichkeit, ihren Strom preissteigernd zu verkaufen."

Und hier, an der Leipziger Strombörse, wird der Preis gemacht, der die Gewinne der Stromversorger bestimmt, der Börsenpreis. Er wird von Stunde zu Stunde neu festgelegt. Je mehr Strom gebraucht wird, desto teurer wird er. Zusätzliches Angebot von Ökostrom senkt die Nachfrage nach Kohle- und Atomstrom und damit den Börsenpreis. Wie groß der Preis senkende Effekt von Ökostrom ist, hat die Bundesregierung schon vor zwei Jahren berechnen lassen. Ergebnis für das Jahr 2005: zwei bis drei Milliarden, 2006: drei bis fünf Milliarden. So spart Ökostrom Milliarden. In einer korrekten Rechung müsste man das eigentlich von den Förderkosten für Ökostrom abziehen. Und was macht das RWI in seiner Studie? Es ignoriert diesen Effekt. Die Zahlen des RWI - die Kollegen vom Wuppertal-Institut haben sie nachgerechnet. Danach bleiben von 64 Milliarden Solarförderung noch knapp 55 als Gesamtsumme für 30 Jahre. Also 1,82 Milliarden pro Jahr. Übertreibt also das RWI?

Prof. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: "Es sind Horrorzahlen, denn es sind Berechnungen, die wirklich vom oberen Rang der Kosten ausgehen als so genanntes worst case Szenario, als schlimmstes Szenario, was angenommen werden kann. Ich glaube, man will ein bisschen Angst machen, dass man aufzeigt, welche Kosten auf die Bürger zukommen, ohne dass man seriös auch zeigt, dass es einerseits senkende Faktoren gibt und andererseits auch Nutzen gibt, die für die Volkswirtschaft gut sind."

Ist die Ökoumlage eigentlich wirklich der große Preistreiber beim Strompreis oder fahren da andere im Windschatten? Das hat dieser Mann einmal genauer untersucht. Gunnar Harms ist Stromeinkäufer für ein großes Industrieunternehmen. Er kennt den Markt genau und hat alle Zahlen akribisch aufgelistet. Daraus geht eindeutig hervor: Die Börsenkurse für Strom sind gefallen, ein erheblicher Preisvorteil für die Stromverkäufer, aber dieser Vorteil landete nicht beim Kunden, sondern hier in den Gewinnmargen der Stromkonzerne. Die haben dicke Gewinnpolster aufgehäuft.

Gunnar Harms Rechte: WDR Bild vergrößern

Gunnar Harms

Gunnar Harms, Bund der Energieverbraucher: "Die Preise dürften auch durch diese höhere Ökoumlage nicht steigen, weil diese dicken Polster ausreichend dick sind, diese höhere Öko-Umlage zunächst erst mal aufzufangen."

Eigentlich unnötige Preiserhöhungen - die Konzerne bestreiten das - werden dem Ökostrom angelastet, um damit die unliebsame Konkurrenz madig zu machen. Die Basisarbeit dafür hat das RWI gemacht: Hier heißt es zu Solar: Massive Lasten, extrem verschwenderisch, eklatante Fehlanreize. Soll hier ein Problem dramatisiert werden - ganz im Sinne der Konzerne? Hat jemand die Studie bestellt und bezahlt? Wir fragen nach beim Autoren Professor Frondel.

Reporter: "Wer ist der Auftraggeber für die Studie?"

Dr. Manuel Frondel Rechte: WDR Bild vergrößern

Dr. Manuel Frondel

Dr. Manuel Frondel, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI): "Es gibt keinen Auftraggeber dieser Studie."

Stimmt das wirklich? Die viel zitierte Studie des RWI ist in deutsch und englisch erschienen. Im Titel der englischen Fassung steht "The german experience". Wir haken nach!

Reporter: "Es gibt doch eine englische Studie, die ist doch ins Deutsche übersetzt worden. Gibt es für diese englische Studie auch keinen Auftraggeber?"

Dr. Manuel Frondel, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI): "Da gibt es einen Drittelgeber, ein Washingtoner Institut. Das hat uns die Studie finanziert."

Reporter: "Was ist das für ein Institut?"

Dr. Manuel Frondel, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI): "Das ist ein unabhängiges Energie-Forschungs-Institut, Institute für Energy-Research. Hatten wir ja vorher auch nicht gekannt."

Nicht gekannt? unabhängig? Das IER ist in Washington sattsam bekannt, eine von Öl- und Kohlekonzernen finanzierte Lobbyorganistion. Sie führt einen Feldzug in Medien, Kongress und Senat gegen alle Pläne der Regierung von Präsident Obama, Solar- und Windenergie zu fördern. "Strike three", steht in der Kampagne. Mit angeblichen unabhängigen Wissenschaftlern aus drei Ländern Spanien, Dänemark und jetzt Deutschland.

Dr. Manuel Frondel, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI): "Gut, das war uns nicht in diesem Maße bekannt. Sollte aber keine Rolle spielen, von wem wir etwas finanziert bekommen, was wissenschaftlich unangetastet ist und was durch Veröffentlichung in peer-reviewed, wissenschaftlichen Journals, und dann auch dann anerkannt wird."

Alles kein Problem? Aber warum verschweigt dann das US Lobby Institut die Geschäftsverbindung zum RWI? Und warum steht auch in der RWI-Studie davon nichts drin?

Dr. Manuel Frondel, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI): "Dann muss es ein Versehen gewesen sein, aber eigentlich hatten wir das in die Studie hineingeschrieben."

Wir suchen gemeinsam. Wir suchen in der Internetversion, wir suchen in der gedruckten Version, wir suchen vergeblich. Erst nach unserer Nachfrage hat das RWI seinen Fehler korrigiert und seinen Geldgeber - so wie es sich gehört - kenntlich gemacht, sodass nun jeder sehen kann, wer bezahlt hat.

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Stand: 05
. November  2010